Johannisbad Zwickau

Wer im Johannisbad in Geschichte baden will, sollte etwas mehr Zeit mitbringen!
Die Schwimmhalle bietet eine außergewöhnliche Architektur und viele kunsthandwerkliche Finessen; auch der Saunabesuch ist zeitgemäße Wellness in historischem Ambiente. Und überdies ist das Johannisbad Teil eines historischen Gebäude-Ensembles, das ebenfalls zu erkunden lohnt.
Das Johannisbad in der Zwickauer Nordstadt wurde am 2. Januar 1904 eröffnet. Die reich verzierte langgezogene Backsteinfassade mit der aufwändig gestalteten Schwimmhalle war die Erweiterung der kleinen Badeanstalt im Westteil des heutigen Gebäudekomplexes. Seit 1869 waren hier unter der Leitung des Arztes Samuel Schlobig (1816-1887) Dusch- und medizinische Bäder auch für Patienten der umliegenden Heilanstalten verabreicht worden. Der ebenso wohltätige wie wohlhabende Mediziner hinterließ sein Vermögen der Stadt mit der Auflage, seinem Badehaus eine öffentliche Schwimmhalle hinzu zu bauen. Hatte der renomierte sächsische Architekt Gotthilf Möckel (1838-1915) die alte Heil- und Badeanstalt 1869 im sparsamen Backstein-Historismus gestaltet, schuf sein jüngerer Kollege, Stadtbaumeister Julius Kretzschmar (1852-1912), innen wie außen ein reich verziertes Bad mit neogotischer Anmutung und vielen Jugendstil-Elementen.
Ungewöhnlich ist die dreigeschossige Hallenkonstruktion mit einer flachen, mittig gläsernen, Holzdecke. Auf Beckenebene und auf der Empore wurden die hölzernen Umkleiden restauriert, im Obergeschoss nun als offene Sitzecken gestaltet. Ein weiterer Hingucker sind die verschiedenfarbigen, teils bemalten Schmuckfliesen. So wird aus den tragenden Pfeilern mit den Granitsockeln ein Dekorelement; ganz zu schweigen von den vergoldeten Säulenabschlüssen. Zu reden wäre auch noch über den steinernen Drachen-Wasserspeier, die hölzerne Hallen-Uhr und den maritim-floralen Wandschmuck.
Es soll aber hier bei diesen wenigen Verweisen bleiben, denn: Im Grunde ist das Johannisbad gar keine Badeanstalt, sondern eine Symphonie aus Kunstschmiede-, Schnitz-, Steinmetz- und Keramikarbeiten - eine Kreuzung aus spätgotischer Kathedrale und Jugendstil-Flaniermeile mit Schwimmbecken. . .
Sauniert wird in diesem Badepalast modern, geruht dagegen kaiserzeitlich im alten Gebäudeteil – damals wie heute in der einstigen Liegehalle.
Das Johannisbad  (hier ein schönes Video zum Bad) liegt in einem sanierten Altstadtquartier und ist Teil des Schlobig-Ensembles: Drei Backstein-Bauten aus der Möckel-Ära, in denen Dr. Schlobigs Heilanstalt ambulante und stationäre Patienten versorgte.
Auch wenn die Rückfront des Johannisbades nicht ganz an die vordere Schokoladenseite heran reicht, sitzt es sich vis á vis in der alten Remise immer noch sehr schön bei Speis und Trank.