Stadtbad Oderberger Straße



Das Stadtbad Oderberger Straße, 1902 als ‚Städtische Volksbadeanstalt‘  eröffnet, bietet heute modernes Schwimmvergnügen im Alt-Berliner Ambiente. Ludwig Hoffmann (1852-1932) gab als leitender Baurat dem kaiserlichen Berlin mit seinen öffentlichen Bauten ein Gesicht  - und dem Volksbad im Arbeiterstadtteil Prenzlauer Berg eine repräsentative Gestaltung. Im Stile der Neo-Renaissance bietet die breit ausladende Fassade reichlich Zierwerk. Das Eingangsportal schließlich ist bekrönt von zwei üppigen Nixen, die den Berliner Bären einseifen. Um die damals noch schwach entwickelte Bademoral schon im Kindesalter zu heben, wurde auf dem rückwärtigen Gelände auch ein Schulgebäude errichtet.
Als einziges der dreissig alten Schwimmhallen ist das Oderberger Bad privat betrieben, steht jedoch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Es ist nun Teil des Hotels Oderberger und einer auf dem alten Schulgelände betriebenen Sprachenschule.
2016 wurde das Schwimmbad   (hier ein Video zum Bad) nach Jahrzehnten der Schließung wieder seiner Bestimmung übergeben: mit reichlich Investitionen, viel Herzblut und detailgetreuer Restaurierung.

Wer hier heute seine Runden zieht, tut dies in einer Halle mit Kreuzgrat-Gewölbe und umlaufendem Arkadengang im Obergeschoss. Blickfang sind zweifellos die zahlreichen Sandstein-Plastiken des renomierten Berliner Bildhauers Otto Lessing. Mit raffinierten Lichteffekten wird das visuelle Erleben dieses Badepalastes noch mal gesteigert. Denn schon Architekt Hoffmann, der mit verschiedenfarbigen Fliesen und unterschiedlich mineralisiertem Wasser experimentiert hatte, wusste: „In einer Schwimmhalle findet zumeist das Wasser Beachtung. Zeigt es eine schöne klare meergrüne oder bläuliche Farbe, so ladet es zum Baden ein“. (Aus: Ludwig Hoffmann – Lebenserinnerungen eines Architekten, Hg. Wolfgang Schäche, Berlin 1983).
Ja, das Stadtbad Oderberger Straße lädt unbedingt zum Baden ein!
Wie viele andere Bäder hatte jedoch auch dieses eine Durststrecke mit zunächst unklarem Ausgang zu überwinden.

1986 war es wegen schwerwiegender baulicher Mängel geschlossen worden. Im damaligen Ostteil der Stadt gelegen, war der Prenlauer Berg mit seinen wenig zerstörten, aber sanierungsbedürftigen Altbauten ein Hort der DDR-Opposition: Künstler, Umweltaktivisten und politisch Andersdenkende hatten viele der heruntergekommenen, leerstehenden Gebäude besetzt. Aktivisten hielten auch nach der Wende die Hand über das alte Bad, das Begehrlichkeiten bei Investoren weckte; nicht wegen des morschen alten Kastens, sondern des Grundstückes wegen. Im leeren Becken und dem immer noch gediegenen, weil kaum veränderten Ambiente fanden Kulturveranstaltungen statt und auch Versammlungen einer Bürgerinitiative zur Rettung der Schwimmhalle. Zwar wurde denkmalpflegerisch schon bald die besondere Bedeutung des Hoffmann’schen Baues attestiert, doch erst 2012 konnte mit der Sanierung begonnen werden.

Das alte Bad beherbergt nun ein Hotel. Im üppigen Vorderteil mit ehemals Wannenbad- und Duschzellen sowie Dienstwohnungen sind nun Gästezimmer. Was an altem Mobiliar noch verwertbar war, wurde baulich integriert. Das Restaurant ist im alten Heizkraftwerk untergebracht – alte Armaturen inclusive.
Und noch eine Besonderheit gibt es: das Becken ist mit einer Hubboden-Konstruktion ausgestattet, die sich über dem Bassin schließt und in der Halle Veranstaltungen quasi auf dem Wasser möglich macht.
Hier ist für eine Buchung allerdings der etwas größere Geldbeutel gefragt. . .
Die Badepreise dagegen sind moderat, kostenlos sogar die regelmäßig stattfindende historische Hausführung.

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Historische Hallenbäder: Stadtbad Oderberger Straße Berlin
Porträt Stadtbad Oberberger Str..pdf
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Stadtbad Oderberger Straße im Hotel Oderberger, Oderberger Straße 57, 10435 Berlin