Kaifu-Sole und Kaifu-Bad



Als das heutige Kaifu-Bad am 30.3.1895 als ‚Volksbadeanstalt auf dem Schäferkamp‘ seine Pforten öffnete, war es das zweite öffentliche Hallenbad der Hansestadt. Zwar hatte die neue Anstalt nur ein Bassin, dass sich, wie üblich, beide Geschlechter zeitlich gestaffelt teilten. Aber Architekt Franz Andreas Meyer (1837-1901) hatte das Gebäude bereits auf Zuwachs konstruiert. Und weil Männer und Knaben das Hallenbad ausgiebig nutzten und die Badelust der Frauen ebenfalls alle Erwartungen übertraf, bekam der Stadtteil Eimsbüttel, damals an der nordwestlichen Stadtgrenze gelegen, 1905 eine zweite Halle. Dort zogen die Herren ein und bekamen, wie üblich, das größere Becken (24 x 12 m gegenüber   19 x 12 m) zuzüglich Sprungbrett. Die Damen blieben, konnten aber nun ganztägig schwimmen.

Während in der Bauzeit das Innere der beiden Hallen nahezu identisch war, ist die eine heute ein historisches Wellness-Schmuckkästchen und die andere eine schöne Schwimmhalle.
Kaifu-Sole  heißt Hamburgs älteste Schwimmhalle nun und bietet die einzige Sole-Therme der Stadt. 2016 wurde sie nach langer Schließung aufwändig restauriert und wieder eröffnet. (Hier ein Video)

Hier ist gibt es einige Besonderheiten: z. B. keine einzige Fliese; die Wände sind weiß verputzt, Bögen und Ecken mit Ziegeln verblendet, Becken und Umlauf mit Granitplatten ausgelegt, die tragenden Säulen aus Metall haben einen matt-schwarzen Anstrich. Das spitzbogig zulaufende Tonnengewölbe ist mit hellem Holz verschalt; auch der ehemalige Kabinentrakt um‘s Becken ist mit fast sakral anmutenden Kreuzgratgewölben konstruiert.
Spitzbogen, Backstein und Sole – das ist hier der magische Dreiklang!
Nebenan, in der ‚neuen‘ alten Halle (Kaifu-Bad) ist zwar die alte Raumstruktur erhalten geblieben, auch hier Spitzdecke mit Glasfenstern, ansonsten aber ist die in blau-weiß gehaltene Halle ein alter Badetempel im modernen Gewand.
Noch ein Wort zu Architekt Meyer! Er war als leitender Ingenieur in seiner Heimatstadt Hamburg tätig. Wasser war sein Element: er konstruierte zahlreiche Hafen- und Flutschutzanlagen, Brücken und Brunnen und - heute am bekanntesten - die Hamburger Speicherstadt.
Seine einzige Badeanstalt schuf er als einen hanseatisch-dezenten Backsteinbau, der aber durch türmchenverzierte Giebel, strukturgebende Gesimse und seine leuchtend rote Farbe durchaus auf sich aufmerksam macht.

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Historische Hallenbäder: Kaifu Sole und Kaifu Bad
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Kaifu-Bad und Kaifu-Sole, Hohe Weide 15, 20259 Hamburg