In einer Stadt wie Quedlinburg gehört das gut 100 Jahre alte Hallenbad eher zu den jüngeren Gebäuden, auch eine Fachwerkfassade ist hier nichts Besonderes.
Vergleicht man dagegen die am 14.10.1903 eröffnete Badeanstalt (Architekt: Paul Laumer 1866-1940) mit den anderen alten deutschen Bädern, ist sie einzigartig.
Der Mittelteil mit dem Eingansportal hat einen Fachwerk-Vorbau mit ortstypischen Holzschnitzereien bis hinauf zum Giebel. Sockel und Freitreppe wurden aus
Brocken-Granit gefertigt, das rundbogige Eingangsportal ist in Sandstein eingefasst und mit jugendstil-typischen Motiven geschmückt.
Auch die Eingagshalle mit dem immer noch linksseitigen Kassenschalter ist bauzeitlich: die Holztreppe mit schöner Verzierung, die Decken-Stuckatur, die roten
Bodenfliesen.
In der Schwimmhalle dagegen treffen sich drei deutsche Epochen. Unverkennbar ist die alte Baukonstruktion mit umlaufenden Oberlichtern und der Empore – damals
Kinder-Sammelumkleide. Die bleiverglasten Fenster sind modernen gewichen, der imposante Wasserspeier hat es genau wie das Decken-Oberlicht nicht ins Heute geschafft. Wand- und Bodenfliesen
dagegen sind noch aus DDR-Zeiten. Das Bad ist zwar saniert, jedoch im Inneren nicht restauriert.
Dennoch nach wie vor gültig die Einschätzung des damaligen Oberbürgermeisters Bansi anno 1903: „Der Erbauer hat es verstanden, mit einfachen Mitteln und unter
Vermeidung jeden Luxus allen Räumen das Gepräge freundlicher Behaglichkeit zu verleihen.“ (Zitat aus: Dt. Gesellsch. f. Volksbäder, Bd.II, 1904)
Hallenbad Quedlinburg, Gutsmuthsstraße 6, 06484 Quedlinburg