Badehaus Nordhausen

Das Bad hat zwar schon über hundert Jahre auf dem Buckel, seinen Name bekam es aber erst bei der Wiedereröffnung 2001. Eingeweiht wurde das himmelblaue Gebäude am 3. Juli 1907 als ‚Bade- und Waschanstalt‘. Mancherorts findet sich auch die noch detailliertere Bezeichnung ‚Bade-, Wasch- und Plättanstalt‘.
Tatsächlich war die Wäscherei noch bis 1992 in Betrieb und war in den Jahrzehnten zuvor immer weiter ausgebaut worden. Hier wurden nicht nur die leihweise ausgegebenen Bade-Textilien gereinigt, sondern auch Privat-Wäsche schrankfertig geplättet und per Lieferservice ins Haus gebracht. Die große Waschanstalt war im Souterrain untergebracht, heute sind dort die Umkleiden.
Von 1999-2001 war die alte Badeanstalt wegen Umbaus geschlossen. Als sie anschließend, rundum restauriert und modernisiert wieder zu neuem Leben erwachte, fanden die Nordhäuser neben dem langgestreckten Bau mit der bekannten Jugendstil-Fassade ein Spaß- und Freizeitbad vor – in baulicher wie funktionaler Einheit. Chapeau! Der Neubau mit Sportbecken, Familienbad und Sauna ist raffiniert hinter das alte Gebäude gelegt, stört also die Sichtachse des denkmalgeschützen Gebäudes nicht.
Der Architekt Gustav Ricken (1877-1972) hatte die Badeanstalt mit einem dreiteiligen Baukörper konstruiert, wobei Traufhöhe und Fassadengestaltung nach damaligem Verständnis der Wertigkeit der jeweiligen Funktion entsprachen. Flankiert von zwei bedachten Ziertürmchen, liegt die Stirnseite der Schwimmhalle mit schön verziertem Giebel und Themenfenster zur Straße. Deutlich niedriger steht rechts daneben der alte Dusch- und Wannentrakt, die ehemaligen Dienstwohnungen und das alte Eingangsportal. Hier wie auch an der Hallenfassade finden sich typische Jugendstil-Dekors. Rechts daneben die damalige Wäscherei, mit noch geringerer Traufe und sehr sparsamer Gestaltung.
Wer in die Historie will, bucht das ‚Gesundheitsbad‘. Beckengröße und Baukonstruktion entsprechen der Bauzeit. Die Reliefs an den tragenden Pfeilern sind leider ebenso verschwunden wie der damalige Brunnen. Dafür gibt es aber an gleicher Stelle einen neuen türkisen Löwenkopf. Wer mag, chillt in einem der beiden Whirlpools mit Blick ins Grüne und auf das Flüsschen Zorge.